Während Mobbing oft von Kollegen ausgeht, kommt Bossing direkt von oben: von Vorgesetzten oder der Firmenleitung
Als jemand, der sich intensiv mit dem Thema Arbeitsplatzkultur beschäftigt hat, möchte ich heute über eine besonders heimtückische Form des Mobbings sprechen: Bossing. Während Mobbing oft von Kollegen ausgeht, kommt Bossing direkt von oben – von Vorgesetzten oder der Firmenleitung. Ziel ist es, Mitarbeiter systematisch kleinzuhalten oder zu vergraulen. Aus meiner Erfahrung und Recherche habe ich einige typische Anzeichen für Bossing zusammengestellt, sowie Ratschläge, was man dagegen tun kann.
Zunächst die Warnsignale,
auf die man achten sollte:
- Entzug von Aufgaben: Man bekommt plötzlich nur noch triviale Aufgaben, die weit unter den eigenen Fähigkeiten liegen.
- Überforderung: Das Arbeitspensum wird unrealistisch erhöht, sodass man es kaum noch bewältigen kann.
- Unsachliche Kritik: Ständige, nicht konstruktive Kritik ohne klare Verbesserungsvorschläge.
- Isolation: Man wird räumlich von Kollegen getrennt, ohne ersichtlichen Grund.
- Übermäßige Kontrolle: Die eigene Arbeit wird unverhältnismäßig stark überwacht.
- Manipulation von Arbeitsergebnissen: Der Vorgesetzte verändert Ergebnisse nachträglich zum Negativen.
- Informationsentzug: Wichtige Informationen werden absichtlich vorenthalten.
- Gerüchte und Verleumdungen: Es werden gezielt Unwahrheiten über einen verbreitet.
- Androhung von Konsequenzen: Ungerechtfertigte Drohungen mit Abmahnung oder Kündigung.
Wenn man solche Anzeichen bei sich feststellt,
rate ich zu folgenden Schritten:
- Das Gespräch suchen: Oft können Missverständnisse durch offene Kommunikation geklärt werden.
- Höhere Instanzen einschalten: Betriebsrat, Personalleitung oder höhere Vorgesetzte können helfen.
- Unterstützung holen: Familie, Freunde oder professionelle Berater können eine wichtige Stütze sein.
- Beweise sammeln: Dokumentieren Sie alle Vorfälle sorgfältig, das kann später sehr wichtig werden.
Hier ein paar Links, die Ihnen helfen können:
Abschließend möchte ich betonen, dass niemand Bossing einfach hinnehmen muss. Es ist wichtig, sich zu wehren und Hilfe zu suchen. Ein gesundes Arbeitsumfeld ist ein Recht, für das es sich zu kämpfen lohnt.
Die Definition von Mobbing: Wann liegt es wirklich vor?
Als jemand, der sich intensiv mit Arbeitsplatzkultur und -konflikten beschäftigt hat, möchte ich klarstellen, dass nicht jede unangenehme Situation am Arbeitsplatz automatisch Mobbing darstellt. Mobbing zeichnet sich durch Regelmäßigkeit und Zielgerichtetheit aus.Folgende Situationen fallen nicht unter Mobbing:
- Einmalige oder kurzfristige unfaire Behandlungen
- Einzelne strafrechtliche Vergehen (z.B. ein Diebstahl durch einen Kollegen)
- Alltägliche Reibereien oder gelegentliche größere Konflikte
In Arbeitsumgebungen, wo Menschen jahrelang zusammenarbeiten, sind kleinere Unstimmigkeiten normal und nicht gleich als Mobbing zu werten.Die rechtliche Perspektive unterstützt diese Sichtweise. Gerichte haben in der Vergangenheit betont, dass nicht jede Kritik oder jeder Konflikt eine Persönlichkeitsrechtsverletzung darstellt. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist der Fall einer Arbeitnehmerin, die fast 900.000 Euro Schmerzensgeld wegen angeblichen Mobbings forderte (LAG Düsseldorf, Az.: 17 Sa 602/12). Das Gericht wies die Klage ab, da es kein systematisches Mobbing feststellen konnte.Entscheidend ist: Mobbing definiert sich nicht durch einzelne Vorfälle, sondern durch die Summe mehrerer Handlungen, die zusammen das Persönlichkeitsrecht oder die Gesundheit des Arbeitnehmers verletzen. Die Beweislast liegt dabei beim Arbeitnehmer.Mein Rat: Bevor man eine Situation als Mobbing bezeichnet, sollte man sorgfältig prüfen, ob es sich um ein systematisches, wiederkehrendes Verhalten handelt. Nicht jeder Konflikt am Arbeitsplatz ist Mobbing, aber jeder verdient eine faire und respektvolle Behandlung.